Direkt zum Hauptbereich

Einstieg als DM

Für mich ist der Start immer das Schwierigste, egal worum es geht. Mir fehlt die Übersicht, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, und am Ende bremse ich mich oft unnötig lange aus, anstatt einfach loszulegen. Manchmal suche ich im Internet nach Tipps und Guides, je nachdem worum es geht, und überfordere mich zusätzlich mit der endlosen Masse an Meinungen. Deswegen richtet sich mein erster Ratschlag besonders an neue DMs, in der Hoffnung, ihnen den Einstieg in das Hobby zu erleichtern. Zum Start eine kurze Klarstellung: DM bedeutet Dungeon Master und bezeichnet den Spielleiter - klar, das wusstest du natürlich schon - und wird meist von mir benutzt wenn ich über den Spielleiter rede, ist aus meiner Perspektive aber gleichzusetzen mit dem GM, dem Game Master. Wenn du hier mal von einem DM liest und mal von einem GM, dann kannst du dir sicher sein, dass ich damit dieselbe Person meine.


Die wichtigsten Guides für den Start

Der Start. Wenn du noch liest, bist du vielleicht der auserkorene DM deiner Gruppe und du hast noch keine oder nur wenig Erfahrung. Du weißt nicht wo du anfangen sollst und suchst nach Tipps, die dir das Leben als DM erleichtern. Dann habe ich genau einen Ratschlag für dich: schau dir die Core Regelwerke an, besonders das Player's Handbook und den Dungeon Master's Guide, und dann leg los. Das reicht, wirklich. Ich beziehe mich im Folgenden auf die Bücher aus dem Jahr 2024, die meiner Meinung nach viel besser strukturiert sind und besonders neuen Spielern einen viel besseren Einstieg ermöglichen. Das Player's Handbook gibt dir einen guten Überblick über die Regeln. Was du dir hiervon merken solltest ist der grobe Ablauf des Spiels. Du musst nicht jede Regel auswendig kennen, es ist vollkommen okay, während des Spiels nachzuschlagen. Wichtig ist nur, dass du ungefähr weißt, wie bestimmte Situationen ablaufen (z. B. eine Interaktion mit einem NPC, ein Kampf, etc.). Der Dungeon Master's Guide ist, aus meiner Perspektive, das perfekte Buch für neue DMs. Ich wünsche meinem jüngeren Ich genau dieses Buch an die Hand, das hätte mir vieles erleichtert. Es ist quasi genau der Ratgeber, von dem ich am Anfang gesprochen habe, der mir die Dinge an die Hand gibt, die wichtig sind. Wenn du dich mit diesen beiden Büchern auseinandergesetzt hast, bist du mehr als vorbereitet, um eure Spielrunden zu meistern. Wirst du alle Regeln auswendig kennen? Nein, wahrscheinlich nicht. Wirst du trotzdem Entscheidungen treffen können, wenn das Spiel sie fordert? Auf jeden Fall! 

Der Vorteil dieser Bücher ist, dass sie dir das offizielle Spiel erklären; quasi die Basis-Variante. Es gibt unendlich viele Tipps und Hausregeln da draußen und viele davon sind großartig. Mir hilft es aber unheimlich, wenn ich mich erstmal mit der Basis-Variante auseinandersetze und sie kennenlerne. Ich kann letztlich viel besser entscheiden, welche Hausregeln in meinem Spiel Sinn machen und welche Tipps für mich geeignet sind. Wenn ich mir zu viel Theorie durchlese, bevor ich in der Praxis Dinge ausprobiert habe, bin ich irgendwann so verwirrt, dass ich keinen der Tipps mehr wirklich anwenden kann. Deswegen nochmal ganz klar, ich möchte dich hiermit ermutigen, einfach zu spielen. 


Der Spaß am Spiel vs. der eigene Anspruch

In vielen Dingen, die ich ausprobiere und mit denen ich mich eine Zeit beschäftige, entwickle ich einen bestimmten Anspruch. Als DM möchte ich mich beispielsweise gerne weiter entwickeln, ich möchte meinen Spielern unvergessliche Sessions liefern, möchte einen spannenden Handlungsbogen mit Plot Twists machen, die NPCs glaubwürdig gestalten und im besten Fall mit verschiedenen Stimmen sprechen können, und, und, und. Ich muss mich gleichzeitig immer wieder daran erinnern, worum es eigentlich geht. Ich sitze mit Freunden zusammen an einem Tisch, ob virtuell oder analog. Wir verbringen Zeit zusammen und haben Spaß. Das ist das wichtigste, auch für meine Freunde. Und Spaß haben wir so oder so, unabhängig davon, ob ich mich für die Handlung in dieser Session an der Dramaturgie-Kurve aus Theaterstücken orientiert habe, oder ob ich den NPC am Ende der Session noch mit der gleichen Stimme gesprochen habe wie am Anfang. Gibt es Sessions, die meine Freunde mehr begeistern als andere? Ja klar. Es ist schon spürbar, dass manche Sessions einfach geiler sind, das liegt aber nicht nur am DM und es sollte auch nicht der Anspruch sein jede Session gleich geil zu gestalten (das geht schließlich gar nicht). Aber gehen wir alle am Ende nach Hause und freuen uns darüber, dass wir uns gesehen haben und dass wir D&D gezockt haben? Ja, ja, ja! Auf jeden Fall. Egal wie die Session war. Und damit ist mein Punkt, die Spieler sind weit weniger anspruchsvoll als man selbst, also entspann dich. 


Die Geschichte gemeinsam entwickeln

An dieser Stelle möchte ich noch ein bisschen ins Detail gehen, denn es folgt ein Punkt, der es mir am Anfang etwas schwer gemacht hat. Eine Session vorzubereiten bedeutet nicht, ein Buch darüber zu schreiben, was die Charaktere in der nächsten Session erleben werden. Für manche DMs mag das der Spielstil sein und das ist völlig in Ordnung. Für mich war es ein Fehler, möglichst genau zu überlegen, was die Spieler in der nächsten Session machen werden und das voraus zu planen. Das hat dazu geführt, dass ich für mehrere Handlungswege sehr viel vorbereitet habe und am Tisch dann unter sehr viel Stress versucht habe, die Spieler in diesen Bahnen zu halten. Du darfst das hier gerne als Warnung verstehen, die dich davor schützen soll, in die gleiche Falle zu tappen. Ich werde in einem anderen Beitrag genauer darauf eingehen, aber habe Mut zur Lücke und zur Improvisation. Es reichen ein paar grobe Eckpfeiler der Handlung für die nächste Session. Wenn du den Dungeon Master's Guide liest, wirst du schon unter den Basics im ersten Kapitel die DM Tipps finden. Und schon der erste DM Tipp dort möchte neue DMs genau vor dieser Falle bewahren. "Embrace the shared Story". Die Geschichte schreibst du mit den Spielern zusammen, nicht alleine zuhause vor der Session. Ganz gut kann ich dir das glaube ich an einem kleinen Beispiel verdeutlichen. 

Stellen wir uns vor, die Gruppe startet in einer kleinen Stadt. Dort gibt es eine Gruppe Räuber und Banditen, die etwas außerhalb der Stadt ihren Unterschlupf haben, die aber immer wieder in die Stadt kommen und Handelswaren klauen. Eine wichtige Information, die die Charaktere im Laufe der Session entdecken könnten, wäre vielleicht, wo dieser Unterschlupf ist. Heute würde ich mir diese Information notieren und nichts weiter mit dieser Information machen. Früher hätte ich mir überlegt, woher die Charaktere die Information bekommen könnten. Zum Beispiel könnte die alte Dame, die, der Demenz nahe, immer auf ihrem Schaukelstuhl schaukelnd auf der Veranda ihrer Hütte sitzt, eine Verbindung zu einem der Banditen haben und in einem Gespräch offenbaren, dass der Unterschlupf sich tief im Wald befindet. 

Das hört sich ganz nett an, aber wenn die Charaktere sich nicht mit der alten Dame befassen möchten habe ich ein Problem. Sie erfahren nämlich nicht wo der Unterschlupf ist. Ich habe also viel zu viel vorbereitet, was mich vor der Session Zeit und Energie gekostet hat, und ich muss irgendwie von dem abweichen, was ich so fest eingeplant habe, was mich am Tisch auch Energie kostet. Hätte ich aufgehört, als ich mir notiert habe, dass die Charaktere irgendwann die Information bekommen könnten, dass der Unterschlupf im Wald ist, hätte ich das während der Session auch improvisieren können. Vielleicht hätte ihnen ein anderer NPC davon erzählt, oder sie hätten eine Karte oder einen Brief entdeckt. Deswegen kann ich dir an dieser Stelle empfehlen, möglichst wenig vorzubereiten. Wenn du in der Session merkst, da hat es an was gefehlt, dann merk dir, was für ein Detail dir gefehlt hat und bereite es dann für die nächste Session mehr vor. Taste dich langsam vor und entwickle dich eher von weniger zu mehr, dann wirst du dich nicht überladen mit unnötiger Arbeit und unnötigem Stress. 

Nicht nur DMs vergessen manchmal, dass dieses Spiel gemeinsam gespielt wird, auch Spieler vergessen manchmal ihren Einfluss auf das Spielgeschehen. Deswegen darfst du sie ruhig daran erinnern. Teile ihnen mit, dass die Geschichte sich vor allem am Tisch entfaltet und ihr sie gemeinsam gestaltet. Es wird oft über eine sogenannte Session 0 gesprochen und ich kann dir sagen, dass es durchaus Sinn macht, sich mit den Spielern zusammenzusetzen und mal ein paar Sachen zu besprechen. Hier ist ein guter Moment, um auch über die Prinzipien des Spiels zu sprechen. Im Anschluss könnt ihr gemeinsam die Charaktere erstellen.


Mach dir keine Sorgen um Fehler

Und letztlich möchte ich noch auf etwas eingehen, was mir am Anfang große Sorgen bereitet hat: was, wenn ich etwas falsch mache? Wenn ich eine Regel falsch auslege, wenn ich eine Information falsch aufsage, oder, oder, oder? Was ist dann? Gar nichts. In den allermeisten Fällen fallen solche Fehler nicht einmal auf. Und wenn sie auffallen, hat sie mir noch niemand übel genommen. Fehler passieren und jeder Spieler hat dafür Verständnis. Wenn ich gemerkt habe, dass ich eine Regel wirklich komplett falsch angewendet habe, dann sage ich das in der nächsten Session ungefähr so: "Hey Leute, ich hab nochmal nachgelesen. Die Regel lautet ungefähr so, das hab ich in der letzten Session falsch gemacht. Ab jetzt gilt die Regel aber so, wie ich es grade gesagt habe." Alle sind damit total fein. Niemand hat sich bisher darüber beschwert. Und wenn das zu einem besonders starken Nachteil für einen Spieler geführt hat, der so nicht entstanden wäre? Dann ändert ihr das eben nochmal. Das ist auch überhaupt kein Problem.


Zusammenfassung: Meine Tipps für neue DMs

Zusammenfassend habe ich also folgende Tipps für dich als neuen DM:

  • Lies das Player's Handbook und den Dungeon Master's Guide
  • Widerstehe der Versuchung, im Internet nach weiteren Tipps zu suchen, bevor du nicht ein paar Sessions gespielt und die Grundprinzipien des Spiels verinnerlicht hast
  • Genieße die Zeit mit deinen Mitspielern
  • Lass dich von deinem Anspruch nicht ausbremsen
  • Bereite lieber zu wenig vor, als zu viel und taste dich langsam ran
  • Entwickle die Geschichte nicht alleine zu Hause - entwickle sie mit deinen Spielern während der Session
  • Fehler passieren und stören nicht.

Und jetzt will ich dich hier eine ganze Weile nicht sehen. Setz dich mit deinen Spielern zusammen und probiert das Spiel einfach aus. Viel Spaß bei euren Abenteuern.


Kommentare